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Verhütung vor der Menopause

Eine sichere Verhütung (Kontrazeption) ist immer dann angezeigt, wenn eine Schwangerschaft unerwünscht, aber grundsätzlich noch möglich ist, d.h. wenn Ovulationen (Eisprünge) vorhanden sind und Geschlechtsverkehr stattfindet.

In der Postmenopause, dem Zeitraum nach der letzten durch körpereigene Hormone gesteuerten Menstruationsblutung, finden keine Ovulationen mehr statt, sodass auf eine Verhütung verzichtet werden kann. In den Jahren vor der Menopause (Perimenopause) jedoch ist bei abgeschlossener Familienplanung eine sichere Kontrazeption angezeigt, zumal Schwangerschaften in diesem Alter meist unerwartet und unerwünscht sind und darüber hinaus ein höheres Risiko für Mutter und Kind bedeuten. Die Tatsache, dass in Deutschland in den Altersgruppen 40-44 bzw. ≥ 45 Jahre jährlich etwa 7.000 bzw. 650 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden, unterstreicht die Bedeutung einer sicheren Kontrazeption bei perimenopausalen Frauen (1).

 

Grundsätzlich können Frauen in der Perimenopause sämtliche Kontrazeptiva anwenden, sofern keine spezifischen Kontraindikationen vorliegen, d.h., das (höhere) Alter allein schränkt die Auswahl an zugelassenen Kontrazeptiva nicht ein (2). Allerdings sind im Alter über 40 Jahre bereits häufiger Basisrisiken (z. B. Übergewicht, Bluthochdruck, Migräne,..) vorhanden, die bei der Auswahl der Verhütungsmittel berücksichtigt werden müssen. Ihr Gynäkologe wird Sie diesbezüglich beraten. Als Entscheidungshilfe, ob und welche hormonalen Verhütungsmittel bei Vorliegen verschiedener Risikofaktoren eingesetzt werden können, stehen die von der World Health Organization (WHO) veröffentlichten Empfehlungen zur Verfügung (2).

 

Neben der sicheren Kontrazeption sind bei der Anwendung hormonaler Kontrazeptiva einige günstige Zusatzeffekte zu erwarten, die gezielt genutzt werden können. Hierzu gehören beispielsweise die Besserung von Blutungsstörungen wie verstärkte und/oder verlängerte Menstruationsblutungen oder Zyklusunregelmäßigkeiten sowie vasomotorische Beschwerden (Hitzewallungen und Schweißausbrüche), die in den Jahren vor der Menopause bereits auftreten können; ferner die Erhaltung der Knochendichte sowie die Senkung des Risikos für Eierstock- Gebärmutterschleimhaut- und Dickdarmkrebs.

 

Diesen beschriebenen Zusatznutzen stehen jedoch die bekannten Risiken (Thrombose/Lungenembolie, Herzinfarkt, Schlaganfall) einer Anwendung hormonaler Kombinationspräparate gegenüber, die beachtet werden müssen. Bei perimenopausalen Frauen mit Risikofaktoren (z. B. Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Migräne, Rauchen, Thrombosen oder Lungenembolien in der eigenen Vorgeschichte oder bei engen Verwandten) sind estrogenfreie Verhütungsmethoden (Gestagen-Monopräparate oder nicht hormonale Kontrazeptiva) zu bevorzugen (Tabelle). Dies betrifft in Deutschland etwa jede fünfte perimenopausale Frau, denn etwa 20% aller deutschen Frauen im Alter von 40-49 Jahren sind adipös und weitere 30% übergewichtig (3,4).

Unabhängig von der Kontrazeptionsmethode sollten alle Frauen, die einem Risiko für sexuell übertragbare Erkrankungen ausgesetzt sind, zusätzlich Kondome verwenden.

Hormonale Kontrazeptiva

Kombinationspräparate

Diese Präparate enthalten immer ein Estrogen (Estradiol oder Ethinylestradiol) und ein Gestagen, die meist als Tablette eingenommen werden. Allerdings ist auch die Anwendung über die Haut als Pflaster (transdermal) bzw. als Vaginalring möglich. Die verhütende Wirkung erfolgt bei allen Präparaten systemisch und beruht im Wesentlichen auf

einer Hemmung der Ovulation (Eisprung).

Gestagen-Monopräparate

Diese Präparate enthalten immer nur ein Gestagen.

Es gibt verschiedene Anwendungsoptionen:
 

  1. Präparate mit Ovulationshemmung: Die Präparate enthalten das Gestagen Desogestrel (75ug/Tablette) und müssen täglich ohne Ein-nahmepause eingenommen werden. Das Wirkprinzip ist wie bei den Kombinationspräparaten: die Hemmung des Eisprungs.
     

  2. Präparate ohne Ovulationshemmung: Die Präparate enthalten das Gestagen Levonorgestrel (30 mg/Tablette) und müssen ebenfalls kontinuierlich ohne Pause und sehr genau im Abstand von 24 Stunden eingenommen werden. Die Wirkung beruht auf „peripheren Effekten", d.h. durch eine Beeinträchtigung des Spermientransports in die Gebärmutter (der Zervixschleim bleibt verdickt), des Eizelltransports durch die Eileiter sowie der Nidationsbereitschaft der Gebärmutterschleimhaut.
     

  3. Intrauterinsysteme („Hormonspiralen"): Diese Präparate werden in die Gebärmutter eingelegt und können je nach Produkt 3-5 Jahre belassen werden. Sie enthalten das Gestagen Levonorgestrel, das im Wesentlichen in der Gebärmutter wirkt. Geringe Mengen gelangen jedoch auch in die Zirkulation.
     

  4. Depot-Gestagen-Präparate („Dreimonatsspritze")Es gibt verschiedene Präparate, die das Gestagen Medroxyprogeste-ronacetat enthalten und im Abstand von (8-) 12 Wochen intramuskulär oder subkutan verabreicht werden. Die Wirkung beruht im Wesentlichen auf der Hemmung des Eisprungs.
     

  5. Gestagen-Implantat („Verhütungsstäbchen"): Dieses Präparat besteht aus einem Stäbchen, welches subkutan im Bereich des Oberarms appliziert wird. Über 3 Jahre wird das Gestagen Etonogestrel freigesetzt, welches die Ovulation verhindert.

Nicht-hormonale Kontrazeptiva

Kupferspirale

Zu den Kupferspiralen zählen verschieden geformte Kunststoffkörper, die in bestimmten Bereichen mit einem dünnen Kupferdraht umwickelt sind. Die Abgabe von Kupferionen in die Gebärmutterhöhle ist ent- scheidend für die kontrazeptive Wirkung durch Effekte auf den Zervixschleim, die Gebärmutterschleimhat, die Eileiter und die Spermien.

Notfall-Kontrazeption

Hormonal

Diese Präparate werden umgangssprachlich auch als „Pille danach" bezeichnet. Es stehen zwei hormonale Präparate für die Notfallkontrazeption (Interzeption) zu Verfügung: 1,5 mg Levonorgestrel (LNG) bzw. 30 mg Ul- ipristalacetat (UPA). Für beide Präparate gilt, dass die Einnahme mög- lichst sofort, jedoch spätestens 72 (LNG) bzw. 120 (UPA) Stunden nach dem ungeschützten Verkehr erfolgen muss. Der Wirkmechanismus beider Präparate beruht im Wesentlichen auf der Verhinderung bzw. Verzögerung der Ovulation (Eisprung). Beide Präparate können rezeptfrei in der Apotheke erworben werden.

Nicht hormonal

Die Kupferspirale kann auch zur Notfallkontrazeption verwendet werden. Die Einlage sollte möglichst schnell, jedoch spätestens 120 Stunden nach dem ungeschützten Verkehr stattfinden. Die Spirale kann

dann zur weiteren Verhütung genutzt werden

Zuletzt aktualisiert am 12.12.2019

Prof. Dr. med. Inka Wiegratz

Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Gynäkologische Endokrinologie und Geburtshilfe

Kinderwunsch & Hormonzentrum Frankfurt – Am Palmengarten

Dozentin des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität Frankfurt/Main

Literatur

  • Destatis, Statistisches Bundesamt. Schwangerschaftsabbrüche nach dem Alter der Frauen
    https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Tabellen/Alter.html (12.12.2019)

  • WHO Medical elegibility criteria for contraceptive use, fifth edition, 2015
    https://www.who.int/reproductivehealth/publications/family_planning/MEC-5/en/ (12.12.2019)

  • Robert Koch Institut: Übergewicht und Adipositas
    https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adipositas/Uebergewicht_Adipositas_node.html (12.12.2019)

  • Nationale Verzehrs-Studie II. Max Rubner-Institut, 2008.
    https://www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Institute/EV/NVS_II_Abschlussbericht_Teil_1_mit_Ergaenzungsbericht.pdf (12.12.2019)

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