Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) und Menopause
– Was sollte ich wissen?

Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) ist mit 8-13% das häufigste hormonelle Problem von Frauen vor der Menopause. Wie es entsteht ist noch nicht vollständig geklärt, wir wissen aber, dass es eine starke erbliche Komponente gibt. Wie es in der Peri- und Postmenopause weitergeht ist bisher auch noch nicht ganz klar. Das PCOS ist dabei in jedem Lebensalter eine individuell oft ganz unterschiedliche Mischung aus verschiedenen Symptomen. Bei manchen Frauen stehen Hormonstörungen mit unregelmäßigen Blutungen oder eine Einschränkung der Fertilität im Vordergrund.  Bei anderen stören Haarausfall oder vermehrte Körperbehaarung über einen langen Zeitraum. In jedem Lebensabschnitt sind aber auch metabolische und psychische Komponenten der Erkrankung wie Insulinresistenz oder Diabetes und Depressionen häufig.

 

Diagnose des PCOS

Nach der  evidenzbasierten, internationalen Leitlinie zu Diagnostik und Management des PCOS aus dem Jahr 2018 kann die Diagnose PCOS ab der Perimenopause nur noch indirekt gestellt werden, wenn die männlichen Hormone im Blut erhöht bleiben und oder in der Vorgeschichte unregelmäßige Blutungen, Probleme durch vermehrte männliche Hormone im Blut oder ein auffälliges Ultraschallbild bekannt waren. Wichtig ist dabei, dass das PCOS immer eine Ausschlussdiagnose ist. Besonders, wenn starke Körperbehaarung und eine Vermännlichung des Körpers sehr rasch auftreten, müssen andere Ursachen wie ein hormonbildender Tumor unbedingt ausgeschlossen werden. Ein Neuauftreten eines PCOS in der Zeit um und nach der Menopause ist unwahrscheinlich. (1)

 

Was bedeutet das PCOS mit zunehmendem Alter?

Über den Verlauf des PCOS in späteren Lebensphasen gibt es kein klares Bild, da verlässliche Langzeitstudienergebnisse noch fehlen. Statistische Vorhersagemodelle anhand des AMH (Anti Mueller Hormon) Wertes sehen eine bis zu 2 Jahre längere Zeitspanne bis zum Eintritt der Menopause. (2)

Die Midlife Women’s Health Study hat insgesamt 780 Frauen mit einem mittleren Alter von 48 Jahren und dabei eine kleine Anzahl an Frauen, 9.3% (n = 42) mit anamnestischem PCOS und 411 Kontrollen untersucht. Dabei wurde kein Unterschied für FSH, Testosteron, Progesteron, Estradiol Werte im Blut oder Wechseljahresbeschwerden gefunden. (3)

 

Welche Risiken gibt es?

Im Widerspruch zu einer Vielzahl erhöhter Risikomarker schon bei jungen Patientinnen, gibt es derzeit keine Studie, die eindeutig ein vermehrtes Auftreten von Herz-Kreislauferkrankungen für PCOS-Patientinnen im späteren Leben nachweist. Diabetes ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen.

Die Tehran Lipid and Glucose Study, eine prospektive, populationsbasierte Langzeitstudie seit 1998 zur Beobachtung von Risikofaktoren chronischer Erkrankungen hat 178 PCOS Patientinnen und 1524 Patientinnen ohne PCOS untersucht. Während bei PCOS-Patientinnen unter 40 das Risiko für Diabetes deutlich erhöht war, war kein signifikanter Unterschied hinsichtlich des Risikos für Diabetes für Patientinnen > 40 Jahre nachzuweisen, wobei das Risiko für alle in dieser Altersgruppe insgesamt steigt. (4)

Übergewicht oder ein metabolisches Syndrom verstärkt die negativen Effekte eines PCOS.

Die Beobachtung kardiovaskulärer Risikofaktoren wird von der neuen Leitlinie zu Diagnostik und Management des PCOS für jede Lebensphase empfohlen. So sollten alle 6-12 Monate z.B. Bauchumfang, Gewicht, Nikotinkonsum, Blutzucker u.a. erfasst werden. (1)

 

PCOS und psychisches Wohlbefinden

Ebenso wichtig ist es folgende Fragen zu beantworten:

Wie oft hatten Sie in den letzten 2 Wochen eines oder mehrere der folgenden Probleme?:

  • Haben Sie sich bedrückt, niedergeschlagen oder hoffnungslos gefühlt?
  • Hatten Sie wenig Interesse oder Freude daran, etwas zu unternehmen oder zu machen?
  • Fühlen Sie sich erschöpft oder am Rande ihrer Kräfte?
  • Konnten Sie nicht aufhören, sich über etwas Sorgen zu machen?

 

Wenn eine der Fragen positiv beantwortet wird, sollten Sie mit Ihrem Arzt oder mit einer anderen qualifizierten Person darüber sprechen. (1)

 

PCOS und das Risiko für Krebserkrankungen:  

Das Risiko für eine Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarziom) ist für PCOS Patientinnen zwar um das 2 bis 6-fache erhöht, jedoch insgesamt gering.

Die Datenlage zum Risiko für eine Krebserkrankung der Eierstöcke (Ovarialkarzinom) ist nicht eindeutig. Eine Studie sieht das Risiko für signifikant erhöht bei Pat < 54 Jahre (OR, 2.52; 95% CI, 1.08–5.89) eine andere Studie sieht nur ein erhöhtes Risiko für Borderlinetumoren bei übergewichtigen Patientinnen ohne Pilleneinnahme.

Das Brustkrebsrisiko ist nach bisheriger Evidenz bei PCOS Patientinnen nicht erhöht (5)(6)

 

Lebensstilmodifikation

Vor allem bei Übergewicht ist es wichtig, spezifische, relevante, messbare und zeitbegrenzte Programme zu erarbeiten, die ihre persönlichen und kulturellen Bedürfnisse miteinbeziehen. Dabei sollte das Selbstmonitoring mit Schrittzählern, Apps etc. unbedingt miteinbezogen werden.

Bei Übergewicht ist eine Gewichtsreduktion von 5-10 % innerhalb von 6 Monaten ein erreichbares Ziel und als Erfolg zu werten. Körperliche Aktivität sollte langsam in 10 Minuteneinheiten, 5 % wöchentlich gesteigert werden. (1)

Eine medikamentöse Therapie erfolgt am individuellen Leitsymptom orientiert.

 

Zuletzt aktualisiert am 5.1.2020


Dr. med. Annette Bachmann

Universitätsklinikum Frankfurt
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Leiterin des Schwerpunktes gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin


Literatur

  1. Teede et al., International PCOS Network. et al. Recommendations from the international evidence-based guideline for the assessment and management of polycystic ovary syndrome. Hum 2018 Sep 1;33(9):1602-1618
  2. Minooee et al., Predicition of age at menopause in women with polycystic ovarian syndrome, 2018 Feb;21(1):29-34
  3. Yin et al., Impact of PCOS on menopausal symptoms evaluated. 2018 Jan 22.
  4. Kazemi et al.,Polycystic ovary syndrome is a risk factor for diabetes and prediabetes in middle-aged but not elderly women: a long-term population-based follow-up study, Fertil Steril. 2017; 108: 1078–1084
  5. Barry et al., Risk of endometrial, ovarian and breast cancer in women with polycystic ovary syndrome: a systematic review and meta-analysis Hum Reprod Update. 2014 Sep; 20(5): 748–758
  6. Harris et al., Long and irregular menstrual cycles, polycystic ovary syndrome, and ovarian cancer risk in a population-based case-control study. Int J Cancer. 2017;140(2):285-291.