Nicht-hormonale Therapiemöglichkeiten bei klimakterischen Beschwerden
Im Rahmen der Wechseljahre mit den dazugehörigen hormonellen Veränderungen können unterschiedliche Symptome auftreten. Diese sind sehr individuell in Art und Ausprägung und damit auch in der Stärke des Leidensdruckes.
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Fragen Sie Ihre Gynäkologin oder Ihren Gynäkologen, diese stehen Ihnen in dieser Phase des Lebens zur Seite, beraten und begleiten Sie.
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Nicht jede Frau benötigt, möchte und oder darf eine hormonale Therapie bei Wechseljahresbeschwerden bekommen. Für diese stehen heute sogenannte nicht-hormonale Therapieverfahren zur Verfügung. Diese zum Teil sehr unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten sollen im Weiteren kurz beschrieben werden. Leider sind viele Behandlungsmöglichkeiten aus dem Bereich der Pflanzenheilkunde, Homöopathie, anthroposophischen und traditionellen chinesischen Medizin wenig oder gar nicht wissenschaftlich auf ihre Wirkung, Nutzen und Risiken untersucht. Auch Langzeitdaten liegen oft nicht vor.
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Es ist sehr empfehlenswert, dass Sie sich fachkundig über diese Therapieverfahren beraten lassen, um die für Sie passende Therapie zu finden.
Zu den bekanntesten und gängigsten nicht-hormonalen Behandlungsmöglichkeiten von klimakterischen Beschwerden gehören ...
1. Lebensstil Modifikation
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Bewegung/ Sport
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gesunde, ausgewogener Ernährung
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Reduktion von Kaffee, Alkohol, Nikotin und scharfen Gewürzen
2. Pflanzenheilkunde
In der Pflanzenheilkunde gilt grundsätzlich, dass Zubereitungsart, Anteil der Pflanzenheilstoffe von Präparat zu Präparat sehr unterschiedliche sein können und damit starke Unterschiede in der Wirksamkeit entstehen. Wichtig in diesem Rahmen ist auch der Unterschied zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten/ Arzneistoffen, da letztere einer deutlich größeren Kontrolle unterstehen und die Entwicklung und Herstellung viel stärkeren gesetzlichen Vorschriften unterliegen.
Mönchspfeffer
(lateinisch: Vitex agnus castus)
Die Blüten und Blätter dieser Pflanze aus dem östlichen Mittelmeerraum wirken speziell dann, wenn die Wechseljahrbeschwerden im Wesentlichen vor einer Menstruation auftreten, d.h. diese Pflanze wird vor allem bei Blutungsstörungen, -unregelmäßigkeiten, Brustspannen und beim prämenstruellen Syndrom eingesetzt.
Traubensilberkerzenextrakt
(lateinisch: Cimicifuga racemosa)
Das wirksame Extrakt wird aus dem Wurzelstock der Pflanze hergestellt, es gibt zahlreiche Firmen, die ein Therapeutikum mit der Traubensilberkerze in unterschiedlichen Formen anbieten, da diese die international am besten untersuchte Pflanze in diesem Bereich ist und vor allem bei Hitzewallungen gerne eingesetzt wird. Dabei sollten Sie aber auf Präparate achten, die einer hohen Qualitätskontrolle unterstehen und als pflanzliches Arzneimittel mit entsprechenden Studien untersucht wurden. Somit können Sie auch sichergehen, dass die Dosis dem gängigen Standard entspricht. Therapien, die als pflanzliches Arzneimittel ausgewiesen werden, müssen Qualitätsstandards erbringen und sind in Apotheken erhältlich. Langzeituntersuchungen, d.h. mehr als 5 Jahre Therapielänge fehlen aber auch hier.
Pflanzliche Östrogene (Phytoöstrogene)
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Soja (Inhaltsstoff: Isoflavon)
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Rhabarberwurzel, Rotklee
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Weizenkeime (Inhaltsstoff: Flavonoide)
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andere Pflanzen mit Phytoöstrogenen (Hopfen, Leinsamen u.a.)
Phytoöstrogene binden an die Rezeptoren (Ansatzstellen an den Körperzellen) für Östrogen. Das kann an unterschiedlichen Organen in unterschiedlichem Ausmaß geschehen und teils hemmende, bzw. teils verstärkende Reaktionen der Körperzellen hervorrufen. Es gibt verschiedene Pflanzen, deren Inhaltsstoffe diese östrogene Wirkung entfalten können.
Besonders bekannt ist die Sojapflanze mit ihrem Hauptinhaltsstoff Isoflavon. Hierzu gibt es mittlerweile zahlreiche Studien die zeigen konnten, dass gerade bei moderaten Hitzewallungen eine Therapie mit Isoflavonen sehr wirksam sein kann. Sehr unterschiedlich diskutiert wird diese Therapie bei Frauen, die an einem hormonsensiblen Brustkrebs erkrankt sind oder waren. Zum einen werden die fehlenden Langzeitstudien (länger als 5 Jahre Therapie) als kritischer Punkt gesehen, zum anderen der Wirkmechanismus über Östrogenrezeptoren.
Weitere Pflanzen
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Salbei (zur Reduktion von Schweißausbrüchen)
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Lavendel (zur Beruhigung)
3. Weitere Möglichkeiten
AkupunkturÂ
Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Behandlungsform durchaus einen positiven Effekt auf die Wechseljahrbeschwerden haben kann.
TCM (traditionelle chinesische Medizin)
Die traditionelle Medizin umfasst unterschiedliche Methoden für Körper und Geist. U.a. werden angewendet: Schröpfverfahren, Moxibution, diätetische Formen, Heilkräuter in unterschiedlichen Applikationsformen (z.B. Tee, Tabletten, Kapseln, Salben, etc.), Körperverfahren wie Massagen und Bewegungslehren wie zum Beispiel Qigong.
4. Körper- Geist Verfahren
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Yoga, Qigong
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Autogenes Training- und Entspannungsverfahren
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Hypnose
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Kognitive Verhaltenstherapie
5. Verschiedene Therapeutika aus unterschiedlichen Substanzklassen
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Selektive Serotonin- Reuptake- Hemmer (SSRI) und Noradrenalin- Reuptake- Hemmer (SNRI) (=> spezielle Antidepressiva, Reduktion von Hitzewallungen)
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Gabapentin (ein Wirkstoff gegen Epilepsie, Reduktion von Hitzewallungen)
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Diese Medikamente haben die Fähigkeit, Hitzewallungen günstig zu beeinflussen. Sie können nur von einem Arzt / Ärztin verschrieben werden. Es handelt sich allerdings um einen sogenannten off- label use. Generell gilt, dass eine möglichst niedrige Dosis verwendet werden sollte, um Nebenwirkungen zu minimieren.
6. Anthroposophische Medizin, Homöopathie , Schüssler Salze
Anthroposophische Medizin
Die anthroposophische Medizin ist ein Teil der Komplementärmedizin, bedient sich unterschiedlicher Therapiekonzepte und versteht sich als Ergänzung zur Schulmedizin. Sie geht zurück auf die Lehre von Dr. Rudolf Steiner. Es werden medikamentöse wie auch nicht-medikamentöse Verfahren angewendet. Bei den medikamentösen Therapien werden häufig homöopathische Substanzen angewendet, die im Rahmen der Wechseljahrestherapien als Komplexmittel (mehrere Substanzen zusammen) im Einsatz sind.
Schüssler Salze
Bei Schüssler Salzen handelt es sich um Mineralsalze in homöopathischer Dosierung (Potenzierung). Sie geht zurück auf die Idee von Wilhelm Heinrich Schüßler der annahm, dass Krankheiten durch Störungen des Mineralhaushaltes der Körperzellen entstehen. Diese Annahme ist weder wissenschaftlich nachgewiesen noch anerkannt.
Homöopathische Therapie
Homöopathische Mittel werden aus natürlichen Substanzen zubereitet (Pflanzen, Pilze, Tiergifte und Mineralen), in unterschiedlichen Potenzierungen verabreicht und sollen die Selbstheilungskräfte aktivieren. Speziell hierfür ausgebildete Ärztinnen und Ärzte bieten diese Therapieform an. Allerdings wird diese Lehre sehr kontrovers diskutiert.
Zuletzt aktualisiert am 10.07.2024​
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PD Dr. med. Bettina Böttcher